Von einem ehemaligen Radsportfan
Ich war als Kind schon immer begeistert vom Radsport, später als Jugendlicher ebenso.
Eigentlich liebe und bastel ich seit ich denken kann an Motoren rum nur der Radsport machte eine Ausnahme, da war ich selbst der Motor.
So ist es nicht verwunderlich das ich eine nicht unerhebliche Anzahl von Stunden meiner doch zeitlich begrenzten Lebenszeit in das
beobachten von Radsport investierte. Ich fieberte mit all diesen Helden, schaute mir nicht nur aber auch die Tour de France an und nahm mir dafür
sogar Urlaub. Das Telefon wurde abgestellt und wer es wagte mich zu stören während die Helden den Berg erklammen der bekam was auf die Ohren oder
wurde von mir gar mit Missachtung gestraft. Mir war klar das nicht alle sauber fahren und mir war klar das es wie in fast jeder Sportart zu
Manipulationen kam und kommen wird, dennoch liebte ich den Radsport.
Ich mochte es wie Jan Ullrich völlig fertig versuchte seinen Hungerast zu überwinden, wie Lance Armstrong und er miteinander kämpften, ich Dummerle.
Irgendwann sah ich mal ein Rennen bei dem einer dessen Name ich verdrängt oder längst vergessen habe am Vortag als einer der letzten das Ziel
erreichte und genau dieser Fahrer am nächsten Tag bei der Bergetappe fast einen Motorradfahrer vom Fernseh abhang und den Berg rauffuhr als wenn er Daniel Düsentrieb wäre.
Da, spätestens da war mir klar und eigentlich jedem der jemals Radsport betrieb, da ist etwas sowas von faul das es fauler nicht gehen konnte.
Gestern abgeschlagen und halb tot und heute der unangefochtene Held, es gibt ja Wunder ab das war mir 3 Spuren zu dick, das konnte einfach nicht sein.
Der Fahrer war natürlich "sauber", nicht gedopt! Spätestens da war mir, dem Zuschauer, dem Amateur, dem unwissenden völlig klar das ich verarscht werde und
ich begann den Radsport plötzlich nicht mehr verträumt und gebannt zu verfolgen sondern kritisch zu hinterfragen. Wie ein Urknall war das, plötzlich
fragte man nicht mehr alleine nach dem: Wie kann sowas sein, wie geht das, wie macht er das nur? Plötzlich wurden auch in der Zeitung Stimmen laut, von Doping, von Blutdoping und anderen unappetitlichen Dingen.
Heute tut es mir leid um die vielen vielen Stunden meiner sinnlos investierten Lebenszeit in diesen Radsport, in meine Helden.
Man hat mir den Spaß genommen, man hat mir die Hoffnung genommen das es hier noch echte Kerle gibt, beinharte Typen die den eigenen Schweinehund überwinden. Wer einmal einen langen Anstieg zu einer Bergetappe selbst gefahren hat weiß wie man kämpfen muß, gegen andere und vor allem gegen sich selbst.
All das ist vorbei, so wie meine Begeisterung für den Radsport. Ich bin nun wirklich nicht für amerikanische Verhältnisse würde aber von nun an im Radsport
genau diese befürworten: Jeder, jeder einzelne ist schuldig bis "er selbst" seine Unschuld einwandfrei beweisen kann, es wird vom Schuldverdacht ausgegangen und nicht von der Unschuld! Hier haben sich so glaube ich alle schuldig gemacht, von den Teamleitern bis hin zum unbedeutenden Blutabnehmer einer Klinik, jeder einzelne ist ein Täter, ein Täter der mithalf den Radsport zu töten!
Was ist mit den Fahrern die überall hinterherfuhren? Waren sie die einzigst wahren sauberen Sportler oder hatten sie schlicht nicht genug finanzielle Mittel um mitzumachen?
Gibt es überhaupt saubere Sportler im Radsport? Gibt es noch einen Teamleiter, ein Team, ein Dopingprüfer dem man glauben kann? Es ist eine Schande das man sich in einer Sportart überhaupt solche Fragen stellen muß, aber nicht nur ich war blauäugig, viele sind es immer noch.
Es gibt inzwischen so viele Sportarten in denen ohne Doping nichts mehr geht das einem schwindlig wird und hat sich mal jemand die Frage gestellt was in 50 Jahren ist?
Können 100 Meter Läufer dann fliegen? Rein körperlich hat die Natur nicht vorgesehen das der Mensch noch viel schneller laufen kann wie aktuell, aber das Volk will weiter Rekorde sehen, Weltrekorde, Überflieger, das wird auch in 50 Jahren nicht anders sein. Fragt sich irgendwer wie das noch gehen soll? Der beste Schuh, die dünnste Kleidung wird irgendwann nichts mehr hergeben und der Körper ist am Limit, wie also sollen noch Rekorde fallen?
Solange es diese Einstellung gibt in der nur der Sieger was taugt und sei es der gewiefteste aller beteiligten Betrüger, solange wird sich nichts ändern,
nicht im Radsport und auch nirgendwo anders.
Lebe wohl ehrlicher Sport, es war schön mit Dir aber es ist vorbei. Leuten wie Lance Armstrong sei Dank, fehlt nur noch das er eine Auszeichnung für besonders nachhaltige Aufklärung bekommt oder wie schon angedacht sich an der Aufklärung des Dopingsumpfs beteiligt. Früher nannte man sowas den Bock zum Gärtner machen!
Alles wird er niemals erzählen denn am Ende schreibt er noch ein Buch: Lance meine wahre Geschichte, oder Ich packe aus um damit den dummen Fan nochmal abzukassieren.
Ich bewundere Lance Armstrong höchstens noch für seinen Kampf gegen den Krebs obwohl ich ihm nicht mal glauben würde das er je Krebs hatte, wer so oft und so viele Menschen belügt dem würde ich nicht mal glauben das es Abends dunkel wird wenn er das sagt.
Danke, danke für gar nichts!